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327214_original_R_K_B_by_RainerSturm_pixelio.deOb Frühjahrsputz, Aufräumen à la Marie Kondō oder schiere Lust auf Veränderung – immer wieder habe ich das Bedürfnis, meinen Schrank auszumisten. Doch wohin mit den teils noch gut erhaltenen Kleidern?

Vor einiger Zeit habe ich  schon einmal zur Frage Wohin mit Altkleidern geschrieben. In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert, daher hier sozusagen ein Update.

Altkleidercontainer über Altkleidercontainer – einfach reinwerfen?

Altkleidercontainer gibt es sowohl von privaten Firmen als auch von karitativen Organisationen wie dem Roten Kreuz und sie fallen mir in Nürnberg oftmals ins Auge. Erstmal erscheinen sie mir als eine naheliegende Lösung bei der Entsorgung ausgeliebter Kleidungsstücke. Aber was passiert eigentlich, nachdem ich meine vollgepackte Plastiktüte in einen solchen Container werfe? Was häufig zu wenig beachtet wird, sind die Auswirkungen des Geschäfts mit Altkleidern auf die Importländer. Man erwartet von seinen Kleiderspenden, dass sie ohne Umwege und Kosten für die Abnehmer_innen bei bedürftigen Menschen landen, die diese Kleidung gratis bekommen und sich darüber freuen können. Aber ist ausmisten und gleichzeitig Gutes tun wirklich so einfach?

Kleider sortieren und verschiffen kostet viel Geld. Und deshalb wird die sehr gut erhaltene Kleidung – 25 Prozent aller Spenden – meist nicht an Bedürftige gegeben, sondern an Secondhand-Geschäfte in Deutschland oder im Ausland verkauft. Bis auf weitere 15 Prozent, die beispielsweise zu Dämm-Materialien für Autos recycelt werden, wird der Rest – minderwertige und für den europäischen Markt unbrauchbare Ware – nach Afrika, Asien oder Südamerika verschifft. Dort können Einheimische die beliebten Markenartikel zu einem Spottpreis kaufen. Klingt erstmal gut, ist für die lokale Textilindustrie aber Gift.

Arbeitsminister Hubertus Heil und Entwicklungsministerin Svenja Schulze haben im Februar 2023 bei ihrer Westafrika-Reise einen der weltgrößten Secondhand-Märkte in Ghanas Hauptstadt Accra besucht. Jede Woche kommen dort etwa 100 Container mit rund 15 Millionen Artikeln an, auch aus Deutschland. Aufgrund der schrumpfenden Nachfrage an vor Ort produzierter Kleidung mussten in der Vergangenheit in vielen Ländern des globalen Südens schon zahlreiche Fabriken schließen. Allein in Tansania wurden deshalb bereits schätzungsweise 80.000 Menschen arbeitslos. Bis zu vierzig Prozent der Containerladungen lassen sich laut Greenpeace nicht weiterverwenden. Berge von Textilabfall sammeln sich deshalb an Müllstellen in Flüssen. Die Folge dessen: Flüsse stauen sich, Mikroplastik verbreitet sich, Fischer werden arbeitsunfähig. Und all das nur wegen unserer Altkleider.

Trotzdem kann man zwischen privaten Containerstellern und karitativen Organisationen unterscheiden: Bei Hilfsorganisationen fließen überschüssige Einnahmen immerhin in die Förderung sozialer Projekte. Wenn schon Kleidercontainer, dann also unbedingt von Organisationen wie dem Roten Kreuz oder dem Hilfsdienst der Malteser.

Welche Alternativen gibt es in Nürnberg?

Wer Alternativen zu der Container-Problematik sucht, hat zahlreiche Möglichkeiten. Das wären in der Region Nürnberg zum Beispiel die folgenden:

In Nürnberg können Sie bei den Kleiderkammern des Caritasverbandes nicht nur Kleidung, sondern auch Bett- und Tischwäsche sowie Haushaltsgegenstände abgeben. Diese werden dann an Geflüchtete in Aufnahmeeinrichtungen weitergegeben, von der Straßenambulanz Franz von Assisi an Bedürftige verteilt oder können gegen kleines Geld in der Cariboutique in Hauptbahnhofnähe erworben werden.

Gerne nimmt auch die Stadtmission Nürnberg Kleiderspenden für ihre „allerhand“ Gebrauchtwarenläden entgegen und verkauft diese zu moderaten Preisen weiter. Die Gebrauchtwarenläden sind 2008 ins Leben gerufen worden. Sie bieten nicht nur Kleidung und Hausrat für gering verdienende Menschen, sondern auch die Chance auf berufliche Beschäftigung für Langzeitarbeitslose und Menschen mit psychischer Einschränkung.

Darüber hinaus gibt es eine Menge schöner Second-Hand-Läden in der Gegend, die aussortierte Kleidung gerne als Spende entgegennehmen. Eine Übersicht über solche Läden für Nürnberg finden Sie hier. Falls der geleerte Kleiderschrank auch gleich wieder gefüllt werden soll, dann stehen die Chancen gut, dass man in einem solchen Second-Hand-Shop schnell fündig wird. Die Vorzüge von Shopping aus zweiter Hand sind nämlich nicht nur der finanzielle Vorteil, sondern auch die Chance, einzigartige Teile auf nachhaltigem Wege zu erwerben.

Die Situation in Ländern wie Ghana und Tansania sollte uns spätestens jetzt die Augen öffnen und vergegenwärtigt die fatalen Auswirkungen der Fast-Fashion-Kultur. Dann doch lieber gebraucht kaufen, mit gutem Gewissen macht das Einkleiden schließlich viel mehr Spaß! Persönlich war ich schon mehrfach in Liliths Laden, einem karitativen Fachgeschäft für exklusive Damenmode, dem ein soziales Arbeitsprojekt angeschlossen ist.

Wenn Sie mit Ihren alten Sachen doch noch etwas Geld machen wollen, können Sie das auch auf online-Plattformen wie www.maedchenflohmarkt.de oder www.vinted.de versuchen. Hier lassen sich alte Klamotten, Schuhe und Accessoires verkaufen, tauschen oder verschenken. Oder man macht es auf die altbekannte Weise und bietet seine Sachen auf einem der kultigen Flohmärkte in der Region an. Hier kann ich zum Beispiel den Nürnberger Trempelmarkt, den Fürther Grafflmarkt oder den Bohlenplatzflohmarkt in Erlangen empfehlen. Für Langschläfer und Nachtschwärmer gibt es als Alternative zum frühen Aufstehen alle paar Wochen den night market im PARKS Nürnberg – hier wird der An- und Verkauf von gebrauchten Textilien bei Getränken und Musik zum rauschenden Fest.

Bildnachweis: RainerSturm  / www.pixelio.de

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