Schlagwörter
Hass im Internet, No Hate Speech Movement, Shitstorm, Trolle
Neulich hat ein Shitstorm meine politische Konkurrentin in Nürnberg, Dagmar Wöhrl, getroffen. Und nein, ich habe mich nicht darüber gefreut. Was meiner Kollegin an Hass zuteil wurde, habe ich gar nicht fassen können. Das Netz ist voll mit Angst und Hass. So kann das nicht weitergehen.
Manchmal habe ich gar keine Lust mehr auf Internet. Was in den Kommentarzeilen zu lesen ist, macht mich mitunter richtig mürbe. Entbrannt war der eingangs erwähnte Shitstorm, nachdem Dagmar Wöhrl ein Foto auf Facebook gepostet hatte, das sie während einer Delegationsreise gemeinsam mit Claudia Roth im Iran mit Kopftuch zeigt.
Hass-Beispiele gefällig?
hoffentlich bleiben sie da und werden bestenfalls noch standrechtlich erschossen
STEINIGEN!!!
Isis wo seid ihr wenn man euch braucht??? Kann die nicht mal geköpft werden !!!??
Viele solche Hass-Kommentare posten die User unter ihrem echten Namen. Fast zu jedem erdenklichen Thema gab es schon Shitstorms, die Hater treten jedoch zum Thema Flüchtlinge oder Asyl besonders aggressiv auf. Ich bedaure es sehr, dass auch auf den Facebook-Seiten von Tierschutzorganisationen sehr viel Hass zu lesen ist. Für die Belange des Tierschutzes ist es nicht förderlich, wenn sich zum Beispiel Fleischesser und Veganer wechselseitig den Tod wünschen, ohne eine inhaltliche Diskussion zu führen.
Woher der Hass?
Zu den Gründen für Hass im Internet ist schon viel Kluges gesagt worden, zum Beispiel hier oder hier. Die Anonymität im Netz ist dem Hass natürlich förderlich, aber wie gesagt, viele Hater sind sogar mit Echtnamen unterwegs. Ich behaupte, dass viele Hater ihren Hass aus ihren Ängsten bilden. Wenn ich wenig Selbstwertgefühl und dann noch Angst habe vor dem vermeintlich Fremden, vor irgendeiner Verschwörung oder auch vor dem sozialen Abstieg, nehme ich alle anderen Meinungen als Bedrohung wahr. Jemand, der eine Bedrohung für mich darstellt, ist mein Feind, und meinem Feind begegne ich mit Hass.
Was kann man tun?
Diesen skizzierten Teufelskreis zu durchbrechen, scheint mir eine Möglichkeit zu sein, den Hass wirkungsvoll zu bekämpfen. Ängste abzubauen, indem man aufklärt und bildet, wird auch den Hass mindern. Das könnte allerdings ein steiniger Weg werden. Denn viele User dürften nicht bereit sein, von ihren Meinungen und Ängsten abzurücken. Viele Ängste resultieren aus Glauben. Damit meine ich nicht religiösen Glauben, sondern den unumstößlichen Glauben, die Wahrheit schon zu kennen.
Eine weitere Möglichkeit, Hass im Netz zu mindern, scheint mir etwas zu sein, das ich auf www.hass-im-netz.info gelesen habe: Dort heißt es, „eine Kultur der Gegenrede zu etablieren. Dazu müssen User für die Auseinandersetzung gestärkt und ermuntert werden, rassistischen Hassbeiträgen an Ort und Stelle etwas entgegenzusetzen.“ Hier kann ich hoffentlich als Politikerin ansetzen.
Ich vertrete Deutschland ab sofort beim No Hate Speech Movement des Europarates. Diese Initiative richtet sich an junge Menschen, die sich gegen Hass im Internet engagieren möchten. Wir stehen hier noch am Anfang, ich bin selbst gespannt, was draus wird.
Wenn gar nichts mehr hilft, sollte man Hass-Inhalte und Hater auch melden. Die Provider und Plattformen stehen in der Pflicht, gegen menschenverachtenden Content vorzugehen. Man kann solche Beschwerden zum Beispiel an folgende Stellen richten:
- www.jugendschutz.net (national)
- www.inach.net (international)
Bildnachweis: Dieter Schütz / http://www.pixelio.de und günther gumhold / http://www.pixelio.de
Angst gebärt Hass, das ist leider so. Doch auch die Politik und deren Vertreterinnen und Vetreter sollte es sich nicht wie immer zu leicht machen und mit dem Finger auf die „Poster“ zeigen. Denn da zeigen auch immer völlig zu Recht drei Finger auf Euch zurück. Politik schafft durch Gesetze (z.B. Hartz4) und Handlungen erst den Nährboden auf dem Hass und Angst so wunderbar gedeihen. Da finde ich das was Sie schreiben dann doch ein wenig verlogen. Politik, bzw. deren in demokratischer Wahl gewählte Vertreter, sollten Politik für und nicht gegen den Menschen machen. Zur Zeit ist es eben genau andersrum und Beispiele gibt es zuhauf wo gegen den erbitterten Widerstand großer Teile der Bevölkerung Gesetze verabschiedet worden. Rente mit 67, Hartz 4, der ganze Deregulierungswahn im Bankensektor, die Privatisierung von Volkseigentum nur als abschreckende Beispiele. Ferner jetzt noch TTIP und weiterer Nonsens. Nein liebe Frau Heinrich, Sie machen es sich viel zu leicht. Ändert die Lebensbedingungen zum Besseren, beteiligt die Bürger mehr an den Entscheidungen. Ihr werdet sehen wie sich dann das Klima ändert, abgesehen von den paar Dummen denen eh nicht beizukommen ist.
Die Trollforschung zieht inzwischen zum Glück akademisch anerkanntere Kreise als 2013 noch. Das bedeutet, das Heuristiken zur automatisierten Erkennung von Trollen perfektioniert und hoffentlich auch verstärkt angewendet wurden.
https://dl.acm.org/action/ajaxShowCitedBy?doi=10.1145/2998181.2998213
https://sensiblochamaeleon.blogspot.com/2013/09/trollforschung.html
Danke für Ihre Arbeit!
oops, bitte das scharfe s noch an’s „das“ vor „Heuristiken“ hängen; sorry, das ging in der Hektik unter, danke.