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Julien Christ / pixelio.deNach den Fluchtursachen und den Herkunftsländern widme ich mich jetzt den Haupt-Aufnahmeländern. In Deutschland sind die Asylbewerberzahlen hoch, gar keine Frage. Anderswo sind die Flüchtlingszahlen noch höher. Wir dürfen eines nicht tun: Das eine durch das andere relativieren.  

Asylberwerberzahlen in Deutschland

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge teilt mit, dass es von Januar bis November genau 392.028 Asyl-Erstanträge entgegengenommen hat. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 155.427 Erstanträge in Deutschland. Hinzu kommt noch eine nicht genau bekannt Zahl von Menschen, die mit Touristenvisum eingereist sind oder sich (noch) nicht registrieren ließen. Mitte des Jahres wurden Schätzungen publik, in denen von einer Million Asylbewerbern 2015 die Rede war. Die beiden genannten Zahlen des BAMF drücken aber letztlich schon aus, dass die Steigerung von 2014 auf 2015 unser Land vor wirkliche Herausforderungen stellt. Die Menschen müssen menschenwürdig untergebracht und denjenigen mit Bleibeperspektive eine sinnvolle Integration ermöglicht werden. Das ist machbar, aber nicht einfach.

Flüchtlingszahlen anderswo

Auf die Global Trends des UNHCR habe ich hier im Blog schon häufiger hingewiesen. Die folgenden Zahlen dieses Beitrags stammen daraus. Und diese Zahlen fördern Überraschendes zu Tage. Hauptaufnahmeländer 2014 aus den jeweils benachbarten Ländern waren demnach:

  • Türkei (1,6 Millionen)
  • Pakistan (1,5 Millionen)
  • Libanon (1,1 Millionen)
  • Iran (1 Million)
  • Äthiopien (659.500)
  • Jordanien (654.100)

Menschenmassen sind in Flüchtlingslagern in den Nachbarländern der Herkunftsstaaten untergebracht. Unter teils haarsträubenden Bedingungen. Nochmal der Vollständigkeit halber: Die Zahlen stammen aus 2014, in den genannten Ländern gibt es 2015 noch mehr Flüchtlinge, nur weiß noch niemand, wieviele genau.

Binnenflüchtlinge

Viele Menschen suchen bei ihrer Flucht kein anderes Land auf, sondern bleiben in ihrem Herkunftsland. Das ist sogar die größte Gruppe der weltweiten Flüchtlinge. Von den weltweit 59,5 Flüchtlingen war 2014 die Verteilung wie folgt:

  • 38,2 Millionen Binnenflüchtlinge
  • 19,5 Millionen Flüchtlinge in andere Länder
  • 1,8 Millionen Asyl-Anträge (Europa, USA, Russland usw.)

Für das Elend der Menschen ist es oft unerheblich, ob sie im Land geblieben oder abgewandert sind. Auch diejenigen Flüchtlinge, die „nur“ die nächste größere Stadt aufsuchen, landen oft in Wellblechhütten, in Zeltstädten oder Ruinen.

Was bedeuten diese Zahlen für uns?

Solche Zahlen dürfen vor allem eines nicht bewirken: Dass jemand die verschiedenen Flüchtlingsgruppen gegeneinander ausspielt. Flüchtlinge im Nahen Osten und in Afrika brauchen massive Unterstützung von uns und der internationalen Gemeinschaft. Die meisten Menschen möchten in der Region bleiben, wenn sie dort eine Perspektive finden. Und auf der anderen Seite müssen wir auch unseren Teil in Deutschland leisten: diejenigen integrieren, die gekommen sind und Schutz brauchen sowie Kontingente bereitstellen, um die Nachbarn der Bürgerkriegsländer zu entlasten.

Bildnachweis: Julien Christ / pixelio.de

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