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„Neue alte Heimat: Auf Wiedersehen Europa“ – unter dieser Überschrift habe ich vor kurzem zu einer ganz besonderen Veranstaltung eingeladen. Es ging hierbei um zwei Unterstützungsprojekte, die Rückkehrer begleiten, die in ihr Heimatland zurückgehen. 

Wenn wir heute über Migration sprechen, meinen wir meistens die Wanderung aus anderen Teilen der Welt nach Europa. Neben dieser Migrationsbewegung nach Norden gibt es aber auch eine gen Süden – und die bleibt völlig unbeachtet. Zum Beispiel wenn Menschen aus Europa nach Afrika zurückkehren. Egal in welche Richtung Migration geht – ohne Integration und Unterstützung ist niemandem geholfen. Findet aber beides statt, profitieren alle. Ich habe mir zwei Projekte angesehen. Diese sind sehr unterschiedlich, aber wichtig für die Menschen, die in ihre Heimatländer zurückkehren, manche freiwillig, manche leider auch nicht freiwillig.

„The returnees“

The returnees hat Miranda Oben ins Leben gerufen. Sie ist selbst vor vielen Jahren aus Kamerun nach Deutschland gekommen. Deswegen kennt sie die Themen, die mit Migration von und nach Afrika zu tun haben, aus eigener Erfahrung. Sie unterstützt mit der Initiative diejenigen, die sich entschlossen haben, in ihr afrikanisches Heimatland zurückzugehen, um dort mitzuhelfen, das Land wieder aufzubauen. Meistens sind diese „Rückkehrer“ hochqualifizierte Menschen, die zum Teil schon in der zweiten und dritten Generation in Deutschland, Großbritannien, Frankreich oder Kanada gelebt haben.

Miranda Oben hilft ihnen dabei, nach so langer Zeit in ihrem Land wieder Fuß zu fassen. Sie vermittelt Kontakte und stellt ihnen ihr mittlerweile sehr großes Netzwerk zur Verfügung. Die Rückkehrer wollen mit ihrem Know-how Neues aufbauen: Sie gründen häufig Unternehmen und schaffen Arbeitsplätze. Was Ihnen fehlt, ist ein Erfahrungsaustausch, um die Bedingungen in ihren „Heimat„-Ländern kennenzulernen und sich im Dickicht dieser Bedingungen zurechtzufinden. Hier setzt das Projekt von Miranda Oben an.

Hilfsprojekt der Arbeiterwohlfahrt Nürnberg

Ganz anders das Hilfsprojekt der Arbeiterwohlfahrt Nürnberg, das von Martina Sommer und Nezir Kolgeci vor mittlerweile zehn Jahren begonnen wurde. Hier geht es häufig um dramatische menschliche Schicksale. Die AWO hilft Menschen, die aus dem Kosovo zu uns gekommen sind und nun wieder zurück müssen, weil ihr Asylantrag abgelehnt wurde. Oft haben diese Menschen ihr sowieso schon sehr geringes Hab und Gut im Kosovo verkauft und stehen bei ihrer Rückkehr vor dem Nichts.

Ich selbst war auch schon vor Ort, um mir dieses Projekt anzusehen. Die klassische Sozialberatung hilft, wenn Material gebraucht wird, um eine Unterkunft menschlich herzurichten – z. B. einen kleinen Anbau bei der Großfamilie. Dann geht es um Grundsätzliches: Einen nackten Boden herrichten und begradigen, eine Tür oder Fenster einbauen. Und manchmal geht es auch um eine Jobvermittlung oder den Start für eine eigene Idee: Um Himbeerpflanzen für ein kleines Stück Land oder einen Zuschuss zum Kauf eines gebrauchten Lieferwagens. Und es geht auch um Lebensmittelspenden für die Ärmsten.

Schnell wurde mir klar, Menschen können dadurch wenigstens eine kleine Perspektive erhalten – in einem Land, das solche Hilfen nicht kennt. Unverzichtbar ist die AWO aber ganz besonders für die Kinder: Viele sind in Deutschland zur Schule gegangen, manche in Deutschland geboren. Sie mussten zurück in die fremde Heimat, und sie verstehen zum Teil die Sprache ihres Herkunftslandes gar nicht. Die Kinder und Jugendlichen werden in kleinen Gruppen ein paar Stunden betreut, lernen gemeinsam und können ein bisschen Spaß haben. Und vielleicht eines Tages verstehen lernen, warum sie fortmussten.

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